DAS ENTSCHEIDERSOFA – Interviews mit Führungspersönlichkeiten
Endlich ist es soweit. Ich freue mich, Ihnen meine Videoreihe „Das EntscheiderSofa“ vorzustellen, ein Projekt, das mir schon sehr lange am Herzen liegt.
Entscheidern und Unternehmern wird in Deutschland viel zu wenig Wertschätzung entgegengebracht. Das will ich ändern, indem ich Führungspersönlichkeiten in regelmäßigen Abständen zu einem Gespräch auf mein EntscheiderSofa einlade und ihnen damit eine Plattform biete.
Mein persönliches Interesse an diesem Thema
Mich persönlich beschäftigt dieses Thema schon seit meiner frühen Kindheit. Mein Vater, der im mittleren Management verschiedener Unternehmen tätig war, saß oft leidgeplagt am Frühstücktisch. Ich werde nie vergessen, wie besorgt er immer wieder von den Unternehmen erzählte, in denen er arbeitete. Da ich die einzige in der Familie war, die sich für ihn und seine Belange interessierte, fragte ich nach, und er erzählte mir ausführlich von seinen Sorgen. Zum einen ging es oft um die problematischen Entscheidungen, besonders Finanzentscheidungen, seiner Chefs, die er dann gegenüber den Mitarbeitern vertreten musste. Auf der anderen Seite klagte er über seine Mitarbeiter, besonders über die vielen Alkoholsüchtigen, die ihr Geld am Zahltag in der Kneipe ausgaben und damit ihre Familien in große Schwierigkeiten brachten. Mein Vater stand immer zwischen den Fronten und versuchte zu verstehen, was die hintergründigen Motive beider Seiten waren, und für konstruktive Lösungen zu sorgen. Bei dem Versuch, den Menschen in seiner Umgebung zu helfen, erlebte er leider sehr oft sein persönliches Scheitern. Das brachte ihm mehrere Magengeschwüre ein, die ihn besonders morgens am Frühstückstisch plagten. Seit dieser Zeit ist für mich Unternehmensführung ein hochspannendes Thema geblieben. Dabei hat mich die Sicht meines Vaters, der immer die Belange beider Seiten im Blick hatte, maßgeblich geprägt..
Die allgemeine Sichtweise auf das Unternehmertum in Deutschland
In Deutschland wird sehr viel über die Anliegen und Rechte von Arbeitnehmern gesprochen. Das ist gut so, da jede Art der Anerkennung und Aufmerksamkeit die beste Motivationsquelle für uns Menschen ist. Was jedoch fehlt, ist die offene und interessierte Sicht auf die andere Seite, auf die Seite der beruflichen Entscheider. Besonders auf die Führungspersönlichkeiten unseres Mittelstandes.
Entscheider und Unternehmer sind aus meiner Sicht die Helden unserer Zeit. Da ihnen jedoch so wenig Anerkennung aus der Gesellschaft entgegengebracht wird, nenne ich sie die Helden im Hintergrund, oder die „Hidden Heroes“.
Berufliche Entscheider sind Menschen, die große Verantwortung für andere Menschen übernehmen. Sie müssen permanent wichtige Entscheidungen treffen – oft mit einem hohen Risikofaktor – sie sind initiativ, hochgradig engagiert und häufig auch sozial aktiv. Sie stellen sich damit grundsätzlich in den Dienst der Gesellschaft. Ein beruflicher Entscheider zu sein, ist oft ein sehr einsames Unterfangen. So ist es für einen Unternehmer z.B. kaum absehbar, wer wirklich vertrauenswürdig ist und wer nur Gewinn aus ihm schlagen will.
Das negative Image und seine Hintergründe
Gleichzeitig haben Entscheider und Unternehmer in Deutschland ein sehr negatives Image. Sie gelten als Antreiber, Ausbeuter, oft sogar als Feind der Arbeitnehmer. Diese Sichtweise ist ein Relikt aus der Zeit der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts. Ich rede hier in erster Linie von unserem Mittelstand, der nach wie vor das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bildet, und nicht von den großen Konzernen, den Global-Playern, die in der Tat oft eine sehr arbeitnehmerfeindliche Unternehmenspolitik an den Tag legen. Der Mittelstand besteht zu großen Teilen aus Familienunternehmen, oder aus den daraus hervorgegangenen Wirtschaftsunternehmen. Sie setzen sich in der Regel sehr intensiv für das Wohl ihrer Mitarbeiter ein. Das diese Unternehmen ein ähnlich negatives Image wie die Großkonzerne oder die Banken in unserem Land haben ist paradox. Als Psychologin erkenne ich eine gewisse Psychodynamik, die sich aus unserer deutschen Geschichte erklären lässt und der man ein ganzes Buch widmen könnte. Nur soviel:
Deutschland hat sich seit dem zweiten Weltkrieg besonders seine sozialen Errungenschaften auf die Fahne geschrieben. Das ist gesellschaftspolitisch ein wichtiger Fortschritt. Das Problem dabei ist aber, dass der Sozialstaat als Nebeneffekt eine Opferhaltung bei den Menschen fördert und dass sich viele Menschen damit identifizieren. So ist es in Deutschland zur Gewohnheit – und wie ich finde zur schlechten Gewohnheit – geworden, sich eher mit den Schwachen zu identifizieren anstatt Stärke, Führungsfähigkeit und Unternehmertum zu fördern und anzustreben. Die Politiker sind „die-da-oben“, die Unternehmer „die Ausbeuter“. Eine solche Haltung einzunehmen ist bequem: man kann so die Verantwortung für alle Missstände delegieren.
Aus tiefenpsychologischer Sicht schwächt diese Haltung eine ganze Gesellschaft. Wir zahlen alle einen hohen Preis dafür, dass nur wenige Menschen bereit sind, wirklich Verantwortung für das Ganze zu übernehmen. Diejenigen, die im wahrsten Sinne des Wortes etwas „unternehmen“ – die Verantwortung übernehmen und Stärke zeigen – werden abgelehnt. Oder man folgt wieder den vermeintlich starken Rattenfängern! Wirkliche Stärke, die ja nichts anderes als Selbstbestimmtheit bedeutet, ist aber für das funktionieren einer intakten Gesellschaft unerlässlich. Eine florierende Wirtschaft, für die Deutschland glücklicherweise immer noch steht (wie lange noch?), braucht ein starkes, selbstbewusstes Unternehmertum.
Ausblick auf Neues
Mit dem EntscheiderSofa werde ich einen Blick auf die Seite der beruflichen Entscheider ermöglichen. Dazu lade ich in regelmäßigen Abständen Entscheider, Unternehmer und Arbeitgeber auf mein Sofa – das EntscheiderSofa – ein und befrage sie zu den Hintergründen ihres Lebens und Arbeitens. Ich spreche mit ihnen über ihre Motivation, über das, was sie inspiriert und was sie tagtäglich antreibt, in diesen Kreislauf aus niemals endender Herausforderung, Reibung und Frustration einzutauchen, oft ohne einen direkten und offensichtlichen Gewinn zu erlangen.
Sie sind herzliche eingeladen dabei zu sein: als Zuschauer, als Teilnehmer und auch als Unterstützer. Ich würde mich freuen, wenn ich Sie für dieses Projekt begeistern kann.